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Schullandschaft Margeläcker – ein grosser Mehrwert für alle

Schulraum in Wettingen ist rar. Die Schülerinnen- und Schülerzahlen steigen, ebenso die Anforderungen

an den Unterricht und an die Räumlichkeiten. Um dem anstehenden Wachstum proaktiv zu begegnen,

soll auf dem Areal Margeläcker eine neue Schullandschaft für die Real-, Sekundar- und Bezirksschule sowie die Primarschule Margeläcker entstehen. Die Schullandschaft Margeläcker ist ein zukunftsweisendes

Projekt, das auch verantwortungsbewusst finanziert werden soll.


Text und Bilder: Sandra Thut


Von links: Martin Frey, Leiter Finanzen, Nicole Merkli, Geschäftsleiterin Bildung, und Jlko Müller, Leiter Bau und Planung, betreuen das Projekt Schullandschaft Margeläcker der Gemeinde Wettingen.



Im Jahr 2022 hat der Gemeinderat mit Unterstützung eines Fachingenieurbüros die Masterplanung Schulrauminfrastruktur erarbeitet. Eine Kommission aus Mitgliedern aller Einwohnerratsfraktionen hat den ganzen Prozess begleitet. Diese Planung zeigt Möglichkeiten auf, wie hoch der Schulraumbedarf ist, wo neuer Raum geschaffen und wie der bestehende Schulraum optimal genutzt werden kann.


Neben beteiligten Politikerinnen und Politikern und der externen Beratung braucht es innerhalb der Gemeindeverwaltung Personen, die das Projekt betreuen und vorantreiben. Hier spielen Nicole Merkli, Geschäftsleiterin Bildung, Jlko Müller, Leiter Bau und Planung und Martin Frey, Leiter Finanzen, zentrale Rollen. Sie beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Schullandschaft Margeläcker, worüber im Juni 2025 die Jury das Siegerprojekt bestimmen wird. Auf dessen Basis wird ein Bauprojekt erarbeitet. Es ist vorgesehen, die Stimmbevölkerung im März 2026 über den Projektierungskredit und im November 2027 über den Baukredit abstimmen zu lassen.


Nicole Merkli ist seit 2016 an der Schule Wettingen. Vom Mai 2016 bis Sommer 2023 als Schulleiterin und seit Juni 2023 als Geschäftsleiterin Bildung. Sie kennt die Schule Wettingen und die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler, der Lehrpersonen, aller Mitarbeitenden und der Eltern. Dies hilft ihr, das Projekt Schullandschaft Margeläcker erfolgreich mitzugestalten.


Frau Merkli, weshalb braucht es zusätzlichen Schulraum?

Wettingen wächst. Das ganze Gebiet Limmattal zählt zu den am stärksten wachsenden Gebieten der Schweiz. Mehr Einwohnende führen auch zu mehr Schülerinnen und Schüler. Hinzu kommt, dass sich durch den Lehrplan 21 die Anforderungen an den Schulraum verändert haben. Mit dem bisher vorhandenen Schulraum ist weder zeitgemässer Unterricht möglich noch ausreichend Platz vorhanden, die Anforderungen des Lehrplans 21 zu erfüllen. Bereits heute werden die Kinder und Jugendlichen an zwei Standorten in provisorischen Containerbauten unterrichtet.


Was braucht die Schule am neuen Standort?

Der neue Schulraum muss den Anforderungen an die Bildung heute wie auch in 20 Jahren gewachsen sein. Es braucht Klassenzimmer für klassischen Unterricht als auch Raum für offen gestaltete Lernlandschaften. Es braucht Räumlichkeiten für die schulische Heilpädagogik, textiles und technisches Gestalten, Sitzungszimmer, Musikzimmer, eine Aula, Turnhallen, Aufenthaltsräume und genügend Aussenraum für Bewegung, gemeinsames Spielen und Erholung auf Begegnungs- und Spielplätzen.


Was macht guten Schulraum aus?

Guter Schulraum ist nicht nur ein Ort, es ist ein viel genutzter Lebensraum, an dem sich Schülerinnen und Schüler wohl fühlen sollen, konzentriert lernen und sich entfalten können. Lehrpersonen haben in gut strukturierten Unterrichtsräumen die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern. Eine zeitgemässe Schulinfrastruktur steigert auch die Attraktivität der Schule Wettingen als Arbeitgeberin – in Zeiten von Fachkräftemangel ein zentraler Aspekt. Ohne gute Lehrpersonen ist die Schule Wettingen wenig attraktiv – und ohne attraktiven Schulraum gewinnen wir immer weniger gute Lehrpersonen. Hier haben wir die Chance, eine Positivspirale in Gang zu setzen.


Künftig sollen alle Oberstufenschülerinnen und -schüler an einem Standort unterrichtet werden. Was sind hier die Herausforderungen?

Bei zu grossen Einheiten besteht die Gefahr, dass die Schule anonym wird und Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler nicht mehr kennen. Es müssen Einheiten geschaffen werden, die die Pflege von guten Beziehungen und ein Miteinander zulassen. Die Gestaltung der neuen Schullandschaft muss so gewählt werden, dass modulare Einheiten entstehen, mit denen sich Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler identifizieren.


Wie konnten die Schülerinnen und Schüler, die Lehrpersonen und die Eltern ihre Bedürfnisse und Wünsche an die neue Schullandschaft anmelden?

Die Schule hat ein umfangreiches Mitwirkungsverfahren durchgeführt. An mehreren Workshops wurde die neue Schullandschaft aus Sicht der Betroffenen entwickelt, gegenseitig verglichen und intensiv diskutiert. Diese Vorarbeit hilft den Profis nun, so zu planen, wie es den Bedürfnissen der späteren Nutzerinnen und Nutzern entspricht. Rund 100 Personen - Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Einwohnerrätinnen und -räte – nahmen bei den Workshops teil. Zusätzlich wurde eine Umfrage mittels digitalem Fragebogen an alle Eltern und Mitarbeitenden der Schule verschickt. Dabei sind fast 700 Rückmeldungen eingegangen. Sämtliche Eingaben wurden analysiert und ausgewertet. Alle Ergebnisse fliessen nun in den Studienauftrag ein.


Was passiert mit dem bisherigen Bezirksschulstandort?

Nach dem Auszug der Bezirksschule haben wir die Möglichkeit, im Zentrum von Wettingen einen vierten Primarschulstandort zu schaffen.


Jlko Müller leitet seit April 2019 die Abteilung Bau und Planung. Als ausgebildeter Bauingenieur und ausgewiesener Fachmann für Hochbauten ist er für die Umsetzung der Schullandschaft Margel-äcker verantwortlich.


Herr Müller, für wie viele Schülerinnen und Schüler wird die neue Schullandschaft gebaut?

Wir rechnen damit, dass rund 1'300 Schülerinnen und Schüler, aufgeteilt in 55 Klassen, in den neuen Gebäuden unterrichtet werden.


Wie geht die Abteilung Bau und Planung mit den Ergebnissen des Mitwirkungsverfahrens der Schule um?

Aufgrund der Ergebnisse des Mitwirkungsverfahrens wurde die Basis der Machbarkeitsstudie ergänzt und detailliert. Die Machbarkeitsstudie bildet die Grundlage für den Studienauftrag.


Wie läuft so ein Studienauftrag ab?

Der Studienauftrag wurde öffentlich ausgeschrieben und Planerteams konnten sich bewerben, am Auftrag mitzumachen. Die Jury hat nun sieben Planerteams ausgewählt, die aufgrund der Vorgaben der Gemeinde vertiefte Projektvorschläge ausarbeiten, wie die Schullandschaft aussehen könnte. Im Juni 2025 wird die Jury das Siegerprojekt bestimmen. Auf dessen Basis wird ein Bauprojekt erarbeitet. Es ist vorgesehen, die Stimmbevölkerung im März 2026 über den Projektierungskredit und im November 2027 über den Baukredit abstimmen zu lassen.


Was ist die Aufgabe der Begleitkommission?

Die Begleitkommission besteht aus Mitgliedern des Einwohnerrats. Sie haben bereits die Erarbeitung der übergeordneten Schulraumplanung eng begleitet. Sie werden weiterhin über alle Schritte informiert und grundlegende Entscheide werden mit den Volksvertreterinnen und -vertretern vorbesprochen.


Welches sind die grössten Herausforderungen?

Auf dem Areal Margeläcker haben wir bestehende Schulgebäude. Die Neubauten müssen ins Gesamtkonzept mit den bestehenden Gebäuden passen. Weiter müssen alle Ansprüche optimal berücksichtigt werden. Der neue Schulraum muss auch für künftige Unterrichtsformen kompatibel sein. Selbstverständlich müssen auch die Kosten im Auge behalten werden. Es wird kein Luxusbau geplant. Die Bedürfnisse der Schule – auch an die raumhygienischen Anforderungen wie Licht, Temperatur, Schall etc. – müssen den heutigen Anforderungen entsprechen.


Wie geht man mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Auf dieses Thema wird ein besonderes Augenmerk gerichtet. In der Jury befinden sich neben Fachpersonen Architektur und Städtebau, auch Fachspezialisten zum Thema Nachhaltigkeit und Freiraum. Ihre Aufgabe besteht darin, bei den Studieneingaben diese Aspekte genau zu prüfen. Eine Anforderung für die Planerteams ist beispielsweise die Wahl der Dämmung und Fassade, damit ein gutes Raumklima – im Sommer wie im Winter – erreicht wird. Zudem soll eine Photovoltaik-Anlage erstellt werden. Auch der Aussenraum wird speziell betrachtet. Wo früher einfach ein betonierter Pausenplatz erstellt wurde, braucht es heute mehr Aufenthaltsqualität mit Platz für verschiedene Erholung, Natur und entsiegelter Flächen.


Martin Frey, Leiter Finanzen, ist seit 1984 für die Gemeinde Wettingen tätig. Mit seiner langjährigen Erfahrung hilft er als zentrale Figur mit, gute und mehrheitsfähige Lösungen für den Wettinger Finanzhaushalt zu erarbeiten.


Kann sich Wettingen eine neue Schulanlage in dieser Grösse leisten?

Ja. Die Schulraumplanung sowie die Planung der Schullandschaft Margeläcker wurden sorgfältig und unter Einbezug von Fachpersonen erstellt. Wir wissen, was auf uns zukommt. Die Schulden werden aber ansteigen.


Weshalb kann sich Wettingen das Projekt trotz Schuldenanstieg leisten?

Solange die Gemeinde einen ausgeglichenen Haushalt (keine kumulierten negativen Rechnungsergebnisse) hat, können wir uns diese Schulden leisten. Der Zinsaufwand für die Schulden ist belastend, aber verkraftbar.


Was ist die Alternative zum Generationenprojekt Schullandschaft Margeläcker?

Die Schule braucht zusätzlichen Schulraum. Die Alternative ist die Erstellung von weiteren provisorischen Containerschulräumen. Diese sind zwar günstiger, aber nicht optimal für den Schulunterricht und können nur eine Übergangslösung schaffen. Das Grundproblem ist mit Provisorien nicht gelöst.


Sind Schulden grundsätzlich eine schlechte Sache?

Nein. Schulden sind wirtschaftlich gesehen die Folge einer Investitionsphase. Diese Investitionen sind ein Mehrwert. Tätigt eine Gemeinde oder ein Kanton Investitionen, steigen die Schulden an. Um diese wieder abzubauen, braucht es Mehreinnahmen, die zu Überschüssen führen – beispielsweise durch die Erhöhung des Steuerfusses.


Wie sieht das Verhältnis der Wettinger Schulden und des Eigenkapitals aus?

Wettingen hat im Vergleich zu anderen Aargauer Gemeinden eine sehr hohe Schuldenlast pro Kopf. Wenn man aber die Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital betrachtet, sind die Schulden bezahlbar. Dies ist übrigens auch eine Richtgrösse, die bei KMU's angewendet wird. Die Gemeinde ist nicht überschuldet, da den Schulden genügend Eigenkapital gegenübersteht. Das Eigenkapital kann aber grösstenteils nicht zum Schuldenabbau verkauft werden, da es gebunden ist z. B. in Form von Schulhäusern, Strassen oder Verwaltungsgebäuden. Ergo, es braucht einen Plan, wie die Schulden reduziert oder ein allzu starker Anstieg gedämpft werden kann, damit nicht die zukünftigen Generationen übermässige Lasten tragen müssen. Dazu hilft das Instrument der Vorfinanzierung.


Wie funktioniert diese Vorfinanzierung?

Mit der Vorfinanzierung können Reserven im Eigenkapital für noch nicht beschlossene Vorhaben gebildet werden. Dies bedeutet, dass der budgetierte Vorfinanzierungsbetrag unter einem speziell eröffneten Reservekonto in das Eigenkapital eingelegt wird. Bei einer Steuerfusserhöhung von drei Prozenten – gebunden an die Vorfinanzierung der Schullandschaft – können rund 11,5 Mio. Franken als Reserven gebildet werden. Sobald die neue Schulanlage erstellt ist, wird diese Reserve aufgelöst. So verringert sich der Schuldenanstieg um 11,5 Mio. Franken. Die Jahresrechnungen der darauf folgenden Jahre werden ebenfalls entlastet, da weniger Abschreibungen (Aufwand) und weniger Schuldzinsen verbucht werden müssen.


Was braucht es für die Vorfinanzierung?

Der Kanton fordert, dass neben der Vorfinanzierung ein ausgeglichenes Budget (kein Aufwandüberschuss) resultiert. Wenn dies gegeben ist, braucht es den Beschluss des Einwohnerrats und der Stimmbevölkerung zum Budget inkl. erhöhtem Steuerfuss. Andere Gemeinden wie beispielsweise Zurzach oder Untersiggenthal haben dieses Instrument erfolgreich bei Investitionen eingesetzt.


Wie hoch ist die Vorfinanzierung?

Der Gemeinderat beantragt dem Einwohnerrat eine Vorfinanzierung von 1,65 Mio. pro Jahr, die mit der Erhöhung des Steuerfuss um 3 Prozent finanziert wird. Der Steuerfusserhöhung steht also ein klar definierter Gegenwert gegenüber, der einen grossen Mehrwert für die Bevölkerung darstellt. Die durch die 3 Steuerfussprozente gebildeten Überschüsse sind an das Projekt der Schullandschaft Margeläcker gebunden und dürfen nicht für andere Zwecke genutzt werden.


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