Der Polarstern
Ein Gesicht von Slam Poet Simon Libsig
Jede Nacht, wenn es dunkel ist und klar,
leuchtet zwischen all den Sternen über uns ein besonderer Star.
Er steht über dem Nordpol und bewegt sich nicht
und deshalb dient er den Menschen als Orientierungslicht.
Er half schon Tausenden übers Meer, in eine sichere Bucht,
durch den Dschungel, die Wüste, über die Berge, aus einer Schlucht…
Namen hat er verschiedene, Polaris zum Beispiel oder Polarstern
und ich glaube, all die Geschichten über seine magische Kraft,
haben einen wahren Kern.
Unsere Welt verändert sich in einem Affenzahn,
dass man es kaum mehr hinterher schaffen kann.
Was heute gilt, gilt morgen schon nicht mehr,
orientierungslos schwimmen wir mitten im Meer.
Wir klicken und scrollen und touchen und swipen
und wünschen uns in diesem Dschungel ein paar andere, die uns liken.
Aber was ist noch echt? Und was führt uns so deep fake hinters Licht,
wie eine Fata Morgana in der Wüste, bevor man zusammenbricht?
Vor uns türmen sich Berge auf, Problem um Problem:
Viren, Hunger, Klima, Krieg - und die Gesellschaft spaltet sich extrem.
Zwischen Armen und Reichen gibt es eine tiefe Schlucht
und manch einer schaut nach oben, weil er einen Weg aus dieser Krise sucht.
Wir suchen nach einem Fixstern, nach einer Orientierungsmöglichkeit,
nach einem Star, der uns, in einer klaren Nacht, die richtige Richtung zeigt.
Und ja, das kann man machen, und ich bin sicher, dass gibt einem Kraft,
aber ich glaube, sie wird noch stärker, wenn man diesen Polarstern in sich selber schafft.
Da ist ein Leuchten in Dir drinnen
und so viele kluge Stimmen,
Du hast ein Herz
Du hast Drive
und Du weisst, so kann’s gelingen.
So findest Du den Weg,
so findest Du Dein Ziel.
Das Leben hat Dich geprägt,
Du hast Deinen eigenen Stil.
Du hast Deine Talente, Dein Werkzeug, Deine Sprache, Deinen Witz,
Deine Bildung, Dein Menschsein, und all das hilft Dir bei jedem Schritt.
Du denkst nicht nur an Dich, Du denkst für andere mit.
Du nimmst Teil.
Du bist niemand, der sich raushält.
Du leistest auch im Detail etwas Grosses für die Welt.
Wenn Du an jedem Ort, den Du verlässt,
ein Stückchen Himmel hinterlässt,
wenn Du Deine Hand ausstreckst,
wenn Du jemanden, der frierft, in einen Mantel steckst,
wenn Du den Puls, anstatt Dein Handy checkst,
wenn Du Respekt, Güte und Anstand pflegst
und auch andere auf eine Bühne hebst,
wenn Du Zweifel kennst
und dennoch an den Aufbruch und nicht ans Stranden denkst,
dann spürt man das Feuer, das in Dir brennt,
dann strahlst Du wie der Polarstern am Firmament
Und jeder ist froh, wenn er Dich kennt.
Vielen Dank für Dein Licht,
Vielen Dank für Deine Wärme,
Du verdienst vom Universum mindestens fünf Sterne.
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