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Seine Gäste gehören zur Familie

Gijtipong Thangsubutr, kurz Gap, empfängt seine Kundschaft in Baden mit Spitzenkaffee und viel

Herzlichkeit. Der 38-jährige Schweizer mit thailändischen Wurzeln erläutert sein Erfolgsrezept

und spricht über seine Ausbaupläne.


Wer sich mit Gap in seinem Kaffeeshop in Baden verabredet und zu früh dran ist, erlebt eine besondere Szenerie. Betritt der 38-jährige Barista den Raum, werden Hände geschüttelt, Schultern geklopft, wird gescherzt, gelacht und gewunken. Nicht, dass sich der Umrankte wie ein Star aufführt, dieses Verhalten könnte ihm ferner nicht liegen. Doch es besteht kein Zweifel: Er ist ein Gastgeber, der sehr geschätzt wird, «meine Gäste gehören für mich zur Familie», sagt Gap und nennt ein Beispiel: «Robert, ein Pensionär, kommt jeden Tag, Bleibt sein Besuch einmal aus, machen wir uns Sorgen.»


Seit Herbst 2019 führt er hier, etwas versteckt und doch nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, sein eigenes Geschäft. Gemeinsam mit seiner Schwester und seinem Schwager hat er das «GapsCup» eröffnet und damit einen lange gehegten Traum verwirklicht. «Grosse Kaffeehäuser stehen eigentlich nie an grossen Hauptstrassen», erklärt Gap. Einerseits sind die Mieten an exponierter Lage teuer, andererseits kommen die Menschen so bewusster zu ihm. «Wir setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda, machen aktiv keine Werbung.» Der Erfolg bleibt nicht aus: Eine Umfrage von Argovia Today kürte «GapsCup» im letzten Jahr als bestes Kaffee im Kanton Aargau.


«Wir setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda, machen aktiv keine Werbung.» Gijtipong Thangsubutr


Ein Zauberer mit dem Milchschaum

Gijtipong Thangsubutr, so heisst Gap mit vollem Namen, kam mitten in Bangkok zur Welt. Mit seinen Eltern übersiedelte er als Achtjähriger in die Schweiz, ging in Baden zur Schule, machte im Kantonsspital die Kochlehre und arbeitete hernach in Bangkoks Fünfsternehäusern. Auf den Geschmack des Kaffees kam er erst später, nach seiner Rückkehr in die Schweiz, als er in Baden bei Manor Restaurantassistent war. «Wir haben uns neue Kaffeemaschinen angeschafft, so kam ich erstmals mit dem Thema in Berührung. Daraufhin machte ich Baristakurse und war fasziniert von der Vielfalt der Aromen.»


Gap nahm eine Auszeit und reiste für drei Monate nach Thailand, um auf Plantagen zu arbeiten. «Es fördert die Wertschätzung, wenn man erkennt, wieviel Aufwand die Ernte eines Kilos Kaffee bedeutet.» Seit bald zehn Jahren ist Gap nun in der Kaffeeszene tätig, bevor er sein eigenes Geschäfts lancierte, wirkte er während vier Jahren im Home Barista Shop in Aarau. Gap verfeinerte sein Können, übte intensiv wie ein Spitzensportler. 2017 und 2018 wurde er Schweizer Meister in der Kategorie Latte Art, wo mit Milchschaum wahre Kunstwerke in den Kaffee gezaubert werden.


«Wir wachsen langsam und gesund, wir

werden nicht zu einem Restaurant.» Gijtipong Thangsubutr


«GapsCup» wird bald doppelt so gross

Mittlerweile nimmt er nicht mehr an Wettkämpfen teil, das bedeutet aber nicht, dass Gap nicht weiter Vollgas für seine Leidenschaft gibt. Grosse Pläne sind in Entstehung, die Kapazität seines Kaffeeshops soll noch in diesem Jahr verdoppelt werden. Unter der Woche spürt er zwar noch immer die Folgen der Coronamassnahmen, viele sind im Home-Office, schauen nicht mehr bei ihm vorbei. An Wochenende platzen seine Räumlichkeiten aber regelmässig aus allen Nähten, zuweilen muss er auch Gäste abweisen.


Einher mit der Vergrösserung geht die Erweiterung des Sortiments. Teespezialitäten, Shakes oder Smoothies will er in seine Karte aufnehmen, auch das Essensangebot wird ausgebaut. Nicht übertrieben, sondern massvoll, wie Gap betont, «wir wachsen langsam und gesund, wir werden nicht zu einem Restaurant». Der Fokus liegt nämlich weiterhin auf dem braunen Gold. In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Röstmeister Panos Megalessis entwickelt Gap nun eigene Kreationen. Inspiriert wird er von den Kunden, «wir schauen, was sie gerne trinken und verbessern die entsprechenden Sorten».


Für Kinder gibt es den Babyccino

Entstanden sind fünf Signature-Röstungen mit hochwertigen Bohnen aus Äthiopien, Uganda, Brasilien, Mexiko oder Indien. Die Geschmacksrichtungen bewegen sich von würzig, nussig über fruchtig, süss bis zu Caramel, Mandel und dunkler Schokolade. Auch kalt gebrühter Kaffee (Cold Brew, Cold Drip) oder Spezialitäten wie der Chai Latte und der Latte Bourbon (mit Vanilleschoten) bereichern das Sortiment. Für Kinder gibt es derweil kostenlos einen fruchtigen Eistee oder den Babyccino (heisse Milch mit etwas Schoggipulver). «Wir wollen niemanden ausschliessen», betont Gap, deshalb wird auch das typisch schweizerische Café Crème kredenzt.

Bemerkenswert: Die Rezepte sind für jeden sicht- und fotografierbar auf einer Tafel über der Theke notiert. Schneidet er sich so nicht ins eigene Fleisch? «Vielleicht», sagt Gap, doch das ist ihm egal. Die Schweizer Szene beherberge neben wachsender Kompetenz zwar auch viele Mitläufer, doch Kopieren ohne Erfahrung im Kaffeemachen sei nicht zielführend. «Bei uns gibt es keine Geheimnisse, wir setzen auf Transparenz. Wir möchten, dass die Kunden ihren Lieblingskaffee auch zu Hause machen können. Ich bin überzeugt, dass sie trotzdem wieder zu uns zurückkehren werden.» Kaum hat er dies gesagt, winkt er Richtung Kasse und begrüsst herzlich eine weitere Stammkundin.

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