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Stille in einer lauten Welt


In einer Welt, die Kopf steht, sucht ein Slampoet nach Worten, eine Pianistin nach dem richtigen Ton und eine Tänzerin nach Balance. Still und heimlich finden sie zusammen. An einem verlassenen Ort. Und schöpfen Hoffnung. Die Première «Alles im roten Bereich» wird am 11. Januar 2025 im Kurtheater  Baden gefeiert. LANDxSTADT hat sich mit den Künstlern unterhalten.



Simon Libsig, suchen Sie nach Stille?

Innerlich, ja. Immer wieder. Damit mich das lärmige, lebendige Rundherum nicht zu sehr ins Wanken bringt. Man könnte auch sagen, ich suche innerlich nach Ruhe und Frieden, damit ich mich voller Kraft ins pralle Leben stürzen kann, und nicht, weil ich in Frieden ruhen möchte. Das kann ich dann, wenn ich tot bin.


Warum ist unsere Welt so laut geworden?

Vielleicht weil wir uns so dermassen wichtig nehmen? Ich weiss es nicht. Vielleicht bin ich auch einfach älter geworden und ertrage es weniger? Aber gefühlsmässig, nimmt das Bombardement zu. Mit Informationen, Bildern, Daten, Wut, Gewalt.


Im Januar feiert das Spoken Word- Tanz-Konzert «Alles im roten Bereich» im Kurtheater Première, wie kam es zur Zusammenarbeit?

Eigentlich startete Rahel Sohn die ganze Sache. Sie ging auf Christina Szegedi zu, sie habe Lust auf ein gemeinsames Projekt. Die beiden kamen sehr schnell überein, dass sie das Thema Stille und Klang erkunden möchten, mit ihren Künsten Piano und Tanz. Dann wünschten sie sich noch das Wort hinzu und kamen auf diesem Weg zu mir. Christina und ich hatten schon mehrmals zusammengearbeitet, zudem kennen wir alle drei uns schon lange, wohnen sogar im selben Quartier. Es passte von Anfang an alles zusammen. Ich freue mich auch sehr, dass Andrey Zolotukhin, mit dem Christina schon seit Jahren zusammenarbeitet, seine Filmkunst in das Stück einfliessen lässt, er ist ein Bild-Magier.


Sie haben die Story geschrieben und werden wie gewohnt als Spoken Word Künstler auf der Bühne performen. Wie gewinnen schwere Themen wie Krieg, Klima, Fake News oder Extremismus an Leichtigkeit auf der Bühne?

In meinen Geschichten und Texten geht es in erster Linie immer um Menschen und deren Handeln, und um die Beziehungen untereinander. Dabei suche ich immer, unabhängig von der Situation, nach dem Menschlichen, nach Güte, nach Hoffnung und versöhnlichem Humor.


Wie werden die Pianistin Rahel Sohn und die Tänzerin Christina Szegedi das Thema aufgreiffen?

Wir machen alle das, was wir am besten können. Ich spreche, Christina tanzt und Rahel fliegt oder tastet über die Tasten. Aber sowohl im Stück als auch in der Erarbeitung des Stücks lernen wir von einander und finden gemeinsam Ausgänge aus dem Roten Bereich.


Christina Szegedi, Sie haben die künstlerische Leitung, orchestrieren das Sounddesign, den Musik- und Textschnitt und tanzen im Stück. Wie bringen Sie alles unter einen Hut und können diesen Themen tänzerisch Ausdruck geben?

In meiner Arbeit als Choreografin suche ich stets nach Synergien, wo die Disziplinen – Musik, Bewegungssprache, Text, Bühne, Licht und Kostüm zu einem Gesamtbild verschmelzen, das mit jeder Produktion neu entdeckt werden möchte. Mein Prozess beginnt oft mit Musik und Sounddesign. Durch die Gestaltung von Musik und Soundscapes lasse ich die Bilder und Szenen in meinem Kopf lebendig werden. Diese akustische Grundlage prägt dann die Entwicklung der Bewegungssprache und der Choreografie. Genau diese Vielschichtigkeit macht meinen kreativen Prozess lebendig und stets spannend.


Rahel Sohn, wie greifen Sie als Pianistin im Stück in die aktuelle Weltlage ein?

Ich kann mit leisen Tönen probieren, Ruhe zu schaffen und mich aufs Wesentliche im Kleinen zu fokussieren. Den richtigen Ton finden, um Menschen mit Klängen abzuholen und Stille zu ermöglichen. Die Musik und dieser Fokus ermöglichen im Idealfall, sich der lauten Welt wieder stellen zu können.


Simon Libsig, Sie alle wohnen in Baden, warum passt es so gut, dass dieses Stück hier Première feiert?

Es ist immer schön, ein Stück für das lokale Publikum zu kreieren. Zudem bietet das Kurtheater den idealen Rahmen für dieses Stück.


Wie suchen Sie nach Stille?

Simon Libsig: Ich spaziere der Limmat entlang, dann setze ich mich auf ein Bänkchen und schaue aufs Wasser, das mir entgegen- und dann an mir vorbeiströmt.


Christina Szegedi: Stille finde ich vor allem in der Natur, im Tanz, in der Musik und beim Malen.


Rahel Sohn: Ich suche immer wieder die Stille in der Musik, in den leisen Tönen, und beim Betrachten des Himmels.

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